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Aktuelles

© SPD

29.03.2014

Spannende Diskussion mit unserer Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storks - „Gesundheitliche Lage und Versorgung in Wilhelmsburg“

Zum Thema Gesundheit war am 19.03.2014 die Gesundheitssenatorin im Bürgerhaus zu Gast - das Thema ist für Wilhelmsburg stets aktuell. Moderiert wurde die Sitzung von unseren beiden Kandidaten für die am 25. Mai stattfindende Wahl zur Bezirksversammlung: Fred Rebensdorf (Wilhelmsburg West) und Kesbana Klein (Wilhelmsburg Ost).

Gesundheitspolitischer Rahmen, z.B. der Koalitionsvertrag der Großen Koalition
In ihrem wohl strukturierten Impulsreferat spann Frau Prüfer-Storks den Bogen von der europäischen Ebene in der Gesundheitspolitik, über die Bundespolitik in diesem Bereich bis hin zur Kommunalpolitik. Sie wies darauf hin, dass viele wichtige Rahmenbedingungen von der Europäischen Union festgelegt würden, aber auch der aktuelle Koalitionsvertrag der Bundesregierung, an dessen Beratungen sie als Expertin teilgenommen hat, wichtige Vorgaben auch für die Hamburger Gesundheitspolitik beinhaltet, wie z.B. die Termingarantie nach spätestens 4 Wochen beim Facharzt oder das Anrecht auf eine von der Kasse bezahlte qualifizierte Zweitmeinung vor einer Operation. Gesundheitspolitik sollte in erster Linie an den Bedürfnissen der Patienten ausgerichtet sein. GesundheitspolitikerInnen müssten darauf achten, dass die sehr gute Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland erhalten bleibe und ausgebaut werde. Sie wies auch auf die Bedeutung des Gesundheitssektors als Wirtschaftszweig hin und die vielen verschiedenen Interessengruppen.

Bürgerversicherung weiter aktuell
Frau Prüfer-Storks zeigte sich überzeugt, dass ein Umdenken in der Gesundheitspolitik dringend notwendig sei. Der Fokus der medizinischen Versorgung sollte auf der Dringlichkeit des Falles und nicht auf der Art der Krankenversicherung liegen, also ob man privat oder gesetzlich versichert sei. In diesem Zusammenhang warb sie noch einmal ausdrücklich für das SPD-Modell der Bürgerversicherung, das leider ja in dieser Legislaturperiode nicht durchzusetzen war, weiterhin aber Aktualität besitzt. Sie erläuterte weiterhin, dass sie sich während ihrer Amtszeit für die Stärkung der Hausärzte als Basis der Gesundheitsversorgung und für mehr Transparenz im Gesundheitswesen einsetzen wolle, damit Patienten leicht in Erfahrung bringen können, bei welchem Arzt oder in welchem Krankenhaus sie die für ihre Erkrankung beste Behandlung erhalten können. Auch betonte sie die Wichtigkeit der Vorbeugenden Medizin vor allem im Bereich Kinder- und Jugendmedizin, die Notwendigkeit einer Neudefinition des Pflegebegriffes und einer besseren Honorierung der Pflegekräfte.

Hamburg und Wilhelmsburg
Für Hamburg stellte Frau Prüfer-Storks den neuartigen, von ihr in Auftrag gegebenen Mobilitätsatlas im Gesundheitsbereich vor. Im Rahmen dieser Studie wurden die Daten von niedergelassenen Ärzten im Hamburger Stadtgebiet ausgewertet, um herauszufinden, wo welche Menschen mit welchen Krankheiten leben und wo die Krankenlast und damit der Bedarf an Ärzten am höchsten sei. Ergebnisse: Es gibt eine Verbindung zwischen der sozialen und der gesundheitlichen Lage. Ärzte sind vermehrt dort angesiedelt, wo die Zahl der Privatpatienten am höchsten ist und nicht dort wo sie meisten gebraucht werden.

In Bezug auf Wilhelmsburg, einem Stadtteil mit einer im Hamburger Vergleich schwierigeren sozialen Situation, leiden vermehrt Menschen an den typischen Volkskrankheiten, wie Herzschwäche, Diabetes, Demenz oder auch Depression; es treten vermehrt Kinderkrankheiten wie Asthma oder Bronchitis auf. Die Ärzteversorgung ist allgemein recht gut, mit 69 Ärzten auf 50.000 Einwohner, jedoch ist der Stadtteil im Bereich der Kinderärzte stark unterversorgt. Zum Vergleich: Im Hamburger Durschnitt kommen auf einen Kinderarzt 1.800 Kinder unter 17 Jahren, in Wilhelmsburg sind den nur 3 Kinderärzten jeweils 3.000 Kinder zuzuordnen. Gerade hier müsste etwas getan werden. Zu diesem Thema steht man zurzeit in Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die für die Verteilung der Ärzte auf das Stadtgebiet zuständig ist. Die Gespräche haben sich als schwierig erwiesen und zudem ist fraglich, ob bei einem neuen Kinderarztsitz, ein geeigneter Kandidat für die Elbinsel mit ihren speziellen Anforderungen zu finden wäre.

In der dem Impulsreferat folgenden regen Diskussion kamen mannigfaltige Themen aus dem Gesundheitsbereich zur Sprache: Alternative Heilmethoden, die Versorgung in Wilhelmsburg mit Psychotherapeuten, das wichtige Feld der Palliativmedizin, Feinstaubbelastung, Lärmschutz oder auch kindliche zahnärztliche Prophylaxe…Frau Prüfer-Storks gab zu allen Fragen kompetente Antworten. Auch der in Wilhelmsburg niedergelassene Arzt Dr. Dehoust mischte sich aus dem Publikum heraus ein und brachte auch kritische Beiträge in die Diskussion ein. So wies er auf die doppelte so hohe Frequentierung der Arztpraxen in Wilhelmsburg hin, die häufig durch Sprachprobleme und Krankheitslagen bedingte längere Beratungszeit im Rahmen der einzelnen Behandlungen und die durch diese Faktoren hervorgerufenen längeren Arbeitszeiten der Ärzte. Er äußerte Bedenken, ob die nächste Generation der sich in Wilhelmsburg niederlassenden Ärzte, diesen Mehraufwand weiter betreiben werde. Hier spiegeln sich die speziellen Anforderungen wieder, die schon mit der Kassenärztlichen Vereinigung thematisiert wurden.